Der Moment, als wir durch das Schultor schritten, wird mir für immer in Erinnerung bleiben. Erschöpft, aber froh unser Ziel erreicht zu haben, standen wir vor einem Spalier von 100 Kindern, die uns freudig anblickten und uns jeder von Ihnen den weißen Empfangsschal (Khatta) umhängen wollten. Mir stiegen die Tränen in die Augen und es sollte nicht das letzte Mal in dieser beindruckenden Reise gewesen sein.
Begonnen hatte es 6 Tage zuvor mit unserer Landung in Katmandu und dem ersten Treffen mit den anderen 5 Teammitgliedern in unserem Trekking Hotel im bunten, hektischen Einkaufsviertel Thamel.. Nach einem schönen nepalesischen Abendessen mit unserem Guide Sangay starteten wir am nächsten Tag zum Ausflug zum Weltkulturerbe der alten Stadt Bhaktapur. Wir waren erstaunt und beindruckt, mit welcher Energieleistung, die beim Erdbeben in 2015 zum größten Teil zerstörten oder schwer beschädigten Tempel und Häuser wiederaufgebaut worden waren.
Der Ausflug hatte sich auf jeden Fall gelohnt, ebenso wie der abendliche Besuch des größten buddhistischen Tempels in Nepal.
Früh am nächsten Morgen ging dann am nächsten Tag die eigentliche Reise zum „Valley of Happiness“ los. 12 Stunden Fahrt im Bus sowie am Ende im Jeep über Stock und Stein ging es zum Startpunkt des Trecks nach Macha Khola. Dort startete unsere Wanderung von 3 Tage über 17 Hängebrücken, steile Anstiege und vorbei an Maultierkarawnen nach Bihi auf 2100m. Wir waren glücklich und stolz, dass Dank gutem Teamgeist alle die Wanderung mit großartigen Ausblicken geschafft hatten.
In Bihi gab es dann morgens ein wenig Zeit um das Grundstück für die neu geplante Grundschule mit Kindergarten zu besichtigen und die Herausforderungen kennenzulernen.
Die dort noch vorhandene baufällige alte Schule wird abgetragen, um möglichst viel Material wieder zu verwenden und Kosten sowie Zeit für aufwendigen Materialtransport zu sparen. Die Diskussionen über die Größe und den damit verbundenen Zeitrahmen wurden von „Dr. Thomas“ (so wurde Thomas von allen genannt) mit viel Erfolg geführt.
Am 4.Tag ging es dann los zum finalen sehr steilen Anstieg zum Kloster Serang und der darunter liegenden Schule von Serang.
Nochmals ging es über tiefe Täler via Hängebrücke, enge Pfade und entlang Überhängen, bevor wir freudig das Tor der Schule von Serang vor uns sahen. Das große rote „Welcome“-Schild strahlte uns entgegen.
Die Kinder waren genauso gespannt auf den „großen“ Besuch und waren vor allem neugierig auf unsere jüngste Trekkingteilnehmerin Sonja, die mit ihren 13 Jahren, roten Haaren und einer Körpergröße von fast 1,80 m äußerlich ein krasser Gegensatz zu den eher kleineren tibetanischen Kindern darstellte. Unser Patenkind Dolma Youden trafen Heike und ich dann ganz am Ende des Spaliers- und die Freudentränen liefen erneut.
Zunächst einmal ging es dann aber zum offiziellen Empfang mit Buttertee, bei dem sich Lehrer und Besucher vorstellten. Schnell wurde klar, dass die Lage der Schule aufgrund der hohen Schülerzahl von 103 Kindern sehr schwierig ist. Insbesondere die Anzahl der Betten in den engen Schlafräumen reicht nicht und aktuell schlafen zumeist 2 Kinder in einem Bett.
Beindruckt, aber auch nachdenklich verabschieden wir uns von den Kindern mit dem Versprechen, dass wir am nächsten Morgen wiederkommen, um möglichst viel Zeit mit ihnen zu verbringen. „See you tomorrow“ rufen wir und die Kinder antworten mit strahlenden Gesichtern mit „We love you- see you tomorrow“.
Die letzten 400 m zu dem beindruckenden Kloster Serang vor der Bergkulisse der heiligen Berge sind dann ein weiterer Höhepunkt. Auch hier werden wir herzlich von Karma Rinpoche (der „Abt“ des Klosters)- und den anderen Mönchen empfangen und bekommen unsere Zimmer im Gästehaus des Klosters.
Der nächste Tag sollte aber ein großes Event werden. Morgens um 7 Uhr beginnt bereits das Leben im Kloster mit der morgendlichen Puja (vergleichbar mit einer Morgenandacht in einer Kirche). Statt einer Orgel ertönen hier aber Trommeln und vor allem Hörner, teilweise mit der Größe von Alphörnern. Für europäische Ohren wenig melodisch, aber trotzdem beindruckend.
Heike hat eine Kerze angezündet, denn es ist mein Geburtstag, den ich mit dickem Pullover und Mütze beginne. Ab 10 Uhr wärmt die starke Sonne den Klosterhof und wir wandern gestärkt bei ca. 20 Grad erneut zur Schule, um zunächst mit den Lehrern und Mönchen über die Zukunft der Schule in Serang, aber auch dem Plan für die neue Schule in Bihi zu diskutieren. Nach langen Diskussionen in Englisch und auf Nepali mit Übersetzungen durch unseren liebenswerten Guide Sangay wird herausgearbeitet, dass in Bihi der Kindergarten und die 1-2. Klasse unterrichtet werden soll, während in Serang von Klasse 3 aufwärts bis Klasse 8- und dann hoffentlich bald auch 9/10 von der nepalesischen Bezirksregierung genehmigt wird.
Endlich geht es hinaus in den Schulhof und wir dürfen die vielen Geschenke, vor allem Sportsachen, die unsere Träger (porter) den Berg hinaufgetragen haben, an die Kinder verteilen. Insbesondere die neuen Fußballschuhe haben es den 4 Teams (aus den 4 Schlafräumen) sehr angetan. Die Frisbees werden ebenfalls rasch verteilt und die Kinder üben mit uns fangen und gezieltes Werfen, bevor alle Vorbereitungen für das Fußball-Turnier mit den 4 Teams gelb, blau, rot und grün stattfindet.
Die Jungs zeigen erstaunliche Tricks und Können mit den neuen Fußballschuhen, vor allem wenn man bedenkt, dass die meisten bisher mit Badeschlappen gespielt haben.
Die Zeit verfliegt und nach einem wunderschönen Vormittag mit den Kindern sehen wir noch die erstaunlich disziplinierte Zeremonie der Essensausgabe für 103 Kinder, die singend in Reihe anstehen und vor der Essensausgabe nachweisen müssen, dass ihr Blechteller und ihre Hände gewaschen sind. Singend warten dann auch die kleinsten Kinder, die bereits ihren Teller gefüllt haben, bis alle ihr Essen erhalten haben. Die Portionen bestehen zumeist aus Reis, mit Kartoffel und Dal (Linsen)- manchmal auch Spinat oder Nudeln. Die Mengen sind beindruckend: durchschnittlich 60 Kg Reis pro Tag müssen zubereitet werden- aber auch mit Mulis auf 3200 m transportiert werden. Die Kosten werden nur zu einem sehr geringen Teil vom Staat subventioniert, sodass die Schule auf Spenden von HCE angewiesen ist. Nachmittags findet dann Unterricht statt und wir nutzen die Zeit zum Sonnen im Klosterhof oder als Waschtag.
Am folgenden Tag konnten wir uns einen Eindruck vom Schulunterricht verschaffen. Die Kinder sind sehr aufmerksam und wissbegierig, wie uns Cameron bestätigte, der als amerikanischer Volunteer für 4 Wochen beim Unterricht in Science unterstützt: „In US, I spend 50% of my time to get attention, while here kids are so much focused, but of course I need to explain more the english words“.
Der Höhepunkt folgte dann am nächsten Tag, denn die Schule und das Kloster hatten ein großes Fest vorbereitet. An langen Tafeln nahmen wir mit dem Rinpoche als Ehrengäste Platz und konnten dann die Tanz-Aufführungen der Kinder bewundern und mit großem Beifall unseren Dank ausdrücken.
Die Kinder zeigten in verschiedenen Gruppen tolle tibetische und nepalesische Tänze, aber waren besonders stolz, auch mehrere Tänze mit englischsprachiger Musik und passender Kleidung vorzuführen.
Nach einem großen gemeinsamen Mittagessen gab es am Nachmittag ein vielfältiges Sportfest mit Staffelläufen und vor allem ein Fußballturnier für die 4 Mädchenteams, die jeweils von einem aus der Besuchergruppe unterstützt wurden. Mit ein wenig Glück gewann das blaue Team mit unserem Patenkind und Heike als Gastspieler.
Dann kommt viel zu schnell der Tag an dem wir Abschied nehmen müssen. Wir bleiben bis zum Abendessen und viele Kinder wollen uns nochmals bei der Hand nehmen .
Heike bekommt von einem Mädchen eine Handytasche geschenkt, die Sie selber gestrickt hat- und eine Papierblume mit ganz lieben Grüßen „every day I remember you“
Wir haben unserem Patenkind Youden einen Abschiedsbrief am letzten Tag übergeben und ihr versprochen, dass wir sie immer unterstützen werden und sie wieder besuchen kommen. Kurz vor dem tränenreichen Abschied gibt sie Heike und mir noch einen Kuss auf die Backe, was mich zutiefst berührt – und ich für immer in meiner Erinnerung bewahren werde.
Viele Gedanken begleiten uns auf unserem Rückflug. Der Blick aus dem Fenster auf das Himalayamassiv geht wehmütig zurück, aber wir werden uns sehr darum bemühen, dass diese Kinder in ihrer Schule im „Valley of Happiness“ eine gute Ausbildung bekommen und sie damit eine gute Chance erhalten, ihr Leben zu meistern. Zurück in Deutschland lesen wir, dass die Deutsche Nationalmannschaft 1 Mill€ für die Schulbildung von Kindern spenden wird. Leider wird es nur an SOS-Kinderdörfer gegeben, weshalb wir weiterhin auf Spenden und Paten dringend angewiesen sind.
Deshalb freuen wir uns über jeden der Pate von einem der Waisen bzw. Halbwaisen werden will. Ihr könnt uns gerne anrufen (0176-30003187), falls ihr Fragen zur Schule oder der Reise habt. Wir haben auch einige Interviews mit dem Handy gefilmt und können diese bei Interesse zeigen. Weitere Hinweise findet ihr auch auf der Homepage von Human-care-education: https://human-care-education.com/patenschaften/