Mai 08, 2022
Nachdem wir Freitag aus dem Kloster Serang zurück nach Kathmandu kamen, fuhren wir am Sonntag (08.05.2022) zu Joshua Khadka, seiner Frau Elisabeth und der gemeinsamen Tochter Martha, um das Waisen- und Altenheim „Shining Glory Church“ kennenzulernen. Es handelt sich hier um ein Mehr-Generationen-Haus, wo derzeit Waisen und pflegebedürftige Personen auf drei Etagen im Haus der Pfarrersfamilie gemeinsam leben. Das Haus befindet sich etwas außerhalb von Kathmandu, in Swayambhunath und auch hier sieht man noch deutlich, dass seit dem Erdbeben in 2015 gerade erst der Wiederaufbau richtig beginnt.
Das rosa gestrichene Haus mit einem eigenen kleinen Hof und Garten ist mit einem Holzkreuz versehen. Hier empfing uns Joshua gut gelaunt, offen und herzlich direkt am Hofeingang. Nachdem wir jeder ein passendes Paar Hausschuhe erhielten, damit unsere Füße nicht frieren, wurden wir durch das komplette Haus geführt. Es wurden die Schlafzimmer der Kinder gezeigt. Ganz oben befand sich die Küche – davor ein großer Holztisch. Schon auf dem Treppenaufgang duftete es herrlich nach Gebäck und verschiedenen Gewürzen. Oben angekommen, empfing uns Elisabeth, die fleißig in der Küche werkelte. Obwohl Joshua vorab erzählte, dass sie sich aktuell nicht gut fühle, wurden wir mit einer solch starken Herzlichkeit, Wärme und Energie empfangen, die mir bei dem Gedanken noch heute Gänsehaut hervorruft. Elisabeth zauberte ein hervorragendes Mittagessen und versorgte uns in einer so liebevollen, fast mütterlichen Art, als würde man sich schon ein ganzes Leben kennen. Dabei entschuldigte sie sich unentwegt, dass sie aufgrund ihres Unwohlseins leider nicht so viele Gerichte vorbereiten konnte, wie sie es sonst macht. Es schmeckte einfach herrlich und es wären sicherlich auch noch weitere 10 Gäste satt geworden.
Nach dem Mittagessen machten wir einen großen Spaziergang durch den Bezirk. Joshua kannte jeden und jeder kannte ihn. Shining Glory ist ebenso durch die bedingungslose Hilfe, die Joshua und Elisabeth im Rahmen ihrer Gemeindearbeit anbieten und Menschen mit Essen, Kleidung und Medikamenten versorgen, bekannt. Joshua erzählte, was sie im Rahmen ihrer Arbeit schon erreichen konnten und was sie alles noch bewegen wollen – er bestärkte seine Aussagen, dass Gott immer da ist und sie unterstütze und beschütze. Besonders in diesen Gesprächen merkte ich, mit welcher Verbundenheit und Nähe Joshua von Gott und seinen Handlungen spricht. Seine unerschütterbare Liebe zu Gott und die dadurch entspringende Verkörperung des christlichen Glaubens im Alltag war wirklich bewundernswert. Nach dem Spaziergang erfolgte eine kleine Zusammenkunft mit den Gemeindemitgliedern und uns in der Kirche. Die Gemeinde war unheimlich neugierig, die Kinder lachten und tanzten und es herrschte eine ausgelassene Stimmung. Anschließend hielt Joshua eine Rede, indem er sich bei Thomas, den gesamten HCE-Vereinsmitgliedern und allen Sponsoren rührend bedankte. Als Zeichen der Dankbarkeit und Gastfreundschaft, erhielten wir mit Applaus von der ganzen Gemeinde jeder eine wunderschöne bunte Khata.
Im Anschluss wurden wir wieder von Elisabeth’s Kochkünsten beschenkt und es gab Momos (gefüllte Teigtaschen), verschiedene Currys und Reis. Währenddessen konnten wir am oben erwähnten großen Holztisch einige Kinder bei den Hausaufgaben und beim Lernen sehen. In diesem Raum spielt sich das Leben ab und es wird gegessen, gelernt und gespielt. Die Senioren unterstützen die Kinder und andersherum. Im Grunde genommen ist es wie eine riesige Familie, die sich gegenseitig hilft und füreinander da ist.
Ich habe absolute Hochachtung davor, was Joshua und Elisabeth hier tagtäglich leisten. Für so viele Personen alles zu organisieren, den Haushalt auszuüben und einfach immer „da“ zu sein – es ist mehr als ein 24h-Job und die beiden machen ihn mit voller Liebe, Hingabe und Fürsorge. Joshua wiederholte oft in seinen Gesprächen davon, dass „Gott da ist“ und ich merkte im Laufe des Nachmittags, dass er durch seinen Glauben und sein „da sein“ die christliche Gemeinschaft zusammenhält und stärkt. Nach der Zustimmung von Joshua drehten wir noch ein kleines Video von zwei Kindern, die durch zwei Patenschaften aus Deutschland unterstützt werden. Auf die Frage des einen Mädchens, was sie einmal werden wollte, antwortete sie: „Ich möchte Ärztin werden.“ Als wir fragten, in welchem Bereich sie genau arbeiten wolle, also ob z.B. als Kinderärztin oder als Zahnärztin, antwortete sie: „ich möchte eine Ärztin für arme Menschen werden und die behandeln, die sonst nicht zum Arzt gehen können.“
Diese Aussage berührte mich sehr, da ich merkte, dass es tief aus ihrem Herzen kam. Anschließend lächelten wir uns an und ich merkte in diesem Moment, dass mich das heutige Kennlernen der großartigen Menschen in der Shining Glory Church zutiefst dankbar machte.